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Ganz neu motiviert

Als sich Eagles-Kapitän Frederik Henningsen schwer verletzte, war Flavio Stückemann als „Feuerwehrmann“ zur Stelle. In seiner anderthalbjährigen Basketball-Auszeit hat er sein eigenes Unternehmen gegründet. Mit Jugendcoach Dennis Wesselkamp begann Stückemann 1992 in Bramsche mit dem Basketball. Vor den Spielen hat er keine festen Rituale, um sich nicht verrückt zu machen, falls es mal keinen Kaffee gibt. Der Routinier, der die Rolle spielt, die der Coach für ihn vorsieht, entspannt sich nach gewonnenen Spielen gerne mit den Teamkollegen in der Kabine bei einem Bierchen und ansonsten am Tag danach in der Sauna. Den 33-Jährigen fasziniert Sport an sich, besonders herausragende Leistungen wie bei der Rollstuhlbasketball-WM in Hamburg. Aufgrund von Familie und Freunden sind neben Hamburg und Bramsche auch Lagos (Portugal), Machado (Brasilien) sowie Itzehoe seine Lieblingsorte. Den Fans verspricht er als sportliches Ziel Platz 5 bis 7 – und dass es keinen Heimspielfluch geben wird. Mit dem Publikumsliebling sprach Michael Bansemer.

 

Flavio, wieder ein ganz enges Spiel am Wochenende, diesmal mit einem glücklichen Ende für den Gegner. Welche Niederlagen verkraftet man besser? Klare wie gegen Bernau oder knappe wie in Dresden?

Das kann man nicht verallgemeinern. In Dresden war's einfach nur ärgerlich. Wir hatten gute Schiedsrichter, die das Spiel gut geführt haben. Von daher war es ein sehr faires Spiel und hat auch viel Spaß gemacht. Der Wille war da, das Spiel zu gewinnen. Auch wenn wir schlecht begonnen haben, habe ich das ganze Team kämpfen sehen, und wir haben viele gute Offensivaktionen gehabt. Während des Spiels haben wir durchgehend daran geglaubt, es zu gewinnen. Doch leider haben wir es am Ende dann doch verloren.

 

Was nehmt ihr jetzt aus diesem Spiel mit, abgesehen vom 1. Viertel?

Vor allem das, was wir die Saison über schon oft gezeigt haben. Wir können auch nach hohen Rückständen zurückkommen. Am Ende fragt man sich, ob es am 1. Viertel lag, aber wir haben den Rückstand zur Halbzeit schon egalisiert. Es war ein Spiel auf Augenhöhe, das wir dann mit zwei Punkten verloren haben. Natürlich enttäuschend, aber alles weitere sehen wir in der Videoanalyse, denn es geht einfach nur um Kleinigkeiten, durch die man so ein Spiel entscheiden kann.

 

Die letzten Spiele seid ihr immer schlecht gestartet. Warum findet ihr momentan so schwer ins Spiel?

Da wird ein Fragezeichen stehen bleiben. Wenn wir Lösungen hätten, hätten wir sie schon umgesetzt. Wir haben zum Beispiel schon verschiedene Aufstellungen ausprobiert. Groß, klein, mit mir von der Bank kommend oder auch, um mehr Erfahrung auf dem Feld zu haben, von Beginn an. Bis jetzt hat alles leider noch keinen Erfolg gebracht. Wir haben bis jetzt zu wenig Spiele gehabt, in denen wir als Teamkollektiv die Erwartungen erfüllen konnten. Heißt, der eine oder andere konnte in den Spielen die benötigte Tagesform nicht bringen, die wir aber brauchen, um solche Spiele für uns zu entscheiden.

 

Nach einem Jahr ohne Basketball findest du immer besser ins Spiel zurück. Was meinst du, bei wie viel Prozent bist du aktuell?

Ich bin schon bei 100% oder vielleicht sogar mehr. Ich habe schon von Mitspielern gehört, dass ich sogar teilweise besser spiele als vorher, und so fühle ich mich auch. Das Team ist gut zusammengestellt und hilft mir, dass ich meine leicht veränderte Position gut erfüllen kann. Ich hätte es auch für keinen anderen Verein gemacht, das ist ganz klar.

 

Hat dir die basketballfreie Zeit gut getan oder hast du eher was vermisst?

Die Pause hat mir nach 14 Jahren Profibasketball sehr gut getan. Manch einer glaubt es nicht, aber ich habe in diesem Jahr wirklich gar keinen Basketball gespielt, auch nicht auf irgendwelchen Freiplätzen mit Freunden oder ehemaligen Teamkollegen. Ich habe das Jahr vollständig zur Regeneration genutzt und Sachen mit Freunden oder meiner Frau gemacht, für die ich vorher nie Zeit hatte. Das tat sehr gut, dementsprechend fühle mich jetzt irgendwie frischer und spüre eine ganz neue Motivation.

 

Wie gut lässt sich jetzt dein Job mit dem erneuten Basketballleben verbinden?

Im Moment lässt sich das sehr gut verbinden. In dem Jahr ohne Basketball konnte ich eine ganze Menge auf den Weg bringen, so dass das Meiste jetzt läuft, was allerdings nicht heißt, dass ich den ganzen Tag Zeit für Basketball habe. Ich bin schon gut ausgelastet in meinem Job, kann aber eben jetzt wieder Zeit für Basketball investieren, ohne dass es mein Berufs- und auch Privatleben zu sehr beeinflusst.

 

Das Team hat sich ja ziemlich verändert, wie schnell konntest du dich integrieren?

Ich bin ja erst am Ende der Vorbereitung eingestiegen, aber meine Grundfitness half mir da, relativ schnell zum Team aufzuschließen. Sicherlich gibt es Situationen im Spiel oder Training, wo der Körper meinen Gedanken noch nicht ganz folgen kann, aber ich bin mir sicher, dass ich das schnell abstellen werde. Mit den Teamkollegen komme ich sehr gut zurecht, einige kannte ich ja schon aus der Vergangenheit wie Stefan, Jo, Lars und Fredi. Die Spielweise und die Systeme von Pat kenne ich natürlich auch schon ewig. Von daher hat das auch nur eine Woche gedauert, bis ich die wieder drauf hatte.

 

Am Wochenende kommt mit Wolfenbüttel ein Team, bei dem es auch nicht wie gewünscht läuft. Auf was stellt ihr euch ein?

Die Liga ist so eng zusammen, da muss man gar nicht schauen, wer kommt, sondern sich einfach nur um sich selbst kümmern, um am Wochenende seine Leistung zu bringen. Das heißt, Fehler abstellen, und da jeder welcher macht, die der anderen ausnutzen. Wir spielen vor eigenem Publikum, da wollen wir den Sieg noch mehr als sonst.

 

Noch ein Wort an die Fans!

Ich bin glücklich und freue mich, wieder da zu sein. In der gesamten Itzehoer Familie macht es mir sehr viel Spaß. Ich genieße die Stimmung beim Einlaufen und hätte, wie gesagt, es nicht woanders machen wollen. Wir als Mannschaft wollen auf jeden Fall die Spiele gewinnen, gerade zu Hause, und auch wenn es mal nicht läuft, spüren wir die Unterstützung der Fans. Das ist in solchen Phasen umso wichtiger. Wenn wir zusammenstehen und zusammen fighten mit der lautstarken Unterstützung der Fans, mache ich mir auch keine Sorgen, dass es so kommen wird.

 

Vielen Dank Flavio und viel Erfolg am Wochenende!

Let's fly, Eagles!!