Zum Hauptinhalt springen

"Wir werden alles geben"

Das nächste Heimspiel gegen die Artland Dragons naht. Vorher hat sich Michael Bansemer mit unserem Guard Nick Tienarend (23) unterhalten.

Nick, das war eine ganz bittere Niederlage in Iserlohn. Wie tief sitzt die Enttäuschung, wenn man drei Sekunden vor Schluss durch einen Dreier verliert?

Wir waren alle ziemlich sprachlos und enttäuscht. Aber das Spiel müssen wir jetzt schnell aus unseren Köpfen verbannen und uns auf das Nächste konzentrieren.

Es ist ja leider nicht das erste Mal, dass Ihr eure sehr gute Leistung im Spiel in nur einem Viertel verspielt. Könnt Ihr euch erklären, warum das immer mal wieder passiert?

Zufall. Am Samstag klappte für Iserlohn alles, was klappen musste, damit sie das Spiel noch drehen. Wenn Kristof Schwarz den letzten Wurf nicht trifft, gewinnen wir, sind fast sicher für die Playoffs qualifiziert, haben als einziges Team in Iserlohn gewonnen und niemand spricht über so etwas wie „regelmäßig verspielte Führungen“. Es liegt ja in der Natur des Menschen, Erklärungen für alles Erdenkliche zu suchen und zu denken, für alles gebe es einen Grund. In diesem Fall gibt es aber keinen.

Wie eng es in der Liga zugeht, hat man auch in diesem Spiel wieder gesehen. Iserlohn war Zuhause ungeschlagen und ihr hattet sie am Rande einer Niederlage. Ist es genau das, was Ihr jetzt mitnehmt in die letzten beiden Spiele?

Dem Spiel nachzutrauern, bringt auf jeden Fall nichts. Wir haben im Verlauf der Saison bewiesen, dass wir jedes Team schlagen können und gehen selbstbewusst in die letzten beiden Spiele. Wir wollen unbedingt in die Playoffs! Der Druck, mindestens eines der letzten beiden Spiele gewinnen zu müssen, ist jetzt natürlich recht hoch, aber was soll’s? So schlecht ist unsere Ausgangslage nicht. In unserer Liga entscheidet oft die Tagesform über Sieg und Niederlage, und ich bin zuversichtlich, dass wir an mindestens einem der nächsten beiden Samstage gut drauf sind.

Vor fast zwei Jahren hattest du dich schwer am Knie verletzt. Hattest du während der Zeit deiner Verletzung Zweifel, dass du jemals wieder auf diesem Niveau Basketball spielen könntest?

Auf jeden Fall. Ich weiß nicht mal, wann ich mehr an mir gezweifelt habe – direkt nach der OP oder als ich wieder auf dem Spielfeld stand und nicht wieder „ich selbst“ war. Nach der OP konnte ich von einem auf den anderen Tag weder vernünftig gehen noch mein rechtes Bein anwinkeln. Ich hatte vor jeder falschen Bewegung Angst und konnte mir nicht vorstellen, dass mein Vertrauen in das Knie zurückkommt. Zu der Zeit hat es unglaublich geholfen, dass meine Familie und meine Freunde, insbesondere Adrian und David, immer für mich da waren und mir Mut zugesprochen haben. Meine Reha hätte dann kaum besser laufen können, aber als ich elf Monate nach der OP wieder spielen durfte, war ich mental völlig gehemmt. Ich war deutlich langsamer, und gerade schnelle und abrupte Richtungswechsel fielen mir schwer. Es war unglaublich frustrierend und schwierig zu akzeptieren, dass mein Körper noch mehr Zeit braucht.

Man sagt ja, dass man so lange braucht, um wieder in Topform zu sein, wie man auch verletzt war. Dieser Zeitraum ist jetzt rum. Bist du schon wieder ganz der Alte?

Ich fühle mich super! Bezüglich meiner Schnelligkeit und meines Einsatzes bin ich wieder ganz der Alte. Das Heimspiel gegen Oldenburg in dieser Saison war für mich ein Meilenstein. Da habe ich mir bewiesen, dass ich wieder ganz der Alte bin und hatte zum ersten Mal wieder das Gefühl, mit meiner Leistung einen wichtigen Teil zu unserem Sieg beigetragen zu haben. Aber die Verletzung hat meine Perspektive auf Basketball und auch auf meine Gesundheit nachhaltig verändert. Das wird, genau wie die Schmerzen im „geheilten Knie“ nach großer Belastung, wohl für immer so bleiben.

Die Bestwerte in den Statistikkategorien hast du jedenfalls größtenteils in dieser Saison erzielt. Das heißt, dass du auf dem richtigen Weg bist, oder?

Ich hoffe doch, aber wer weiß das schon?

18 Min Einsatzzeit, 5 Punkte pro Spiel und 37% bei der 3er Quote. Werte, die du auch vor der Verletzung hattest. Wo siehst du bei dir noch Luft nach oben?

Überall. Es gibt keinen Bereich, in dem ich mich nicht noch verbessern könnte. Über die Saison habe ich sehr gute, aber aus meiner Sicht auch sehr schlechte Spiele abgeliefert. Ich wünsche mir vor allem, konstanter gute Leistungen abrufen zu können.

Du bist seit viereinhalb Jahren in Itzehoe, hast großen Anteil an der Entwicklung des Teams und jetzt mit dem dualen Studium im Klinikum deinen Lebensmittelpunkt nach dem Studium in Kiel nach Itzehoe verlegt. Welche Ziele verfolgst du sportlich noch mit den Eagles?

Die Playoffs dieses Jahr wären toll. Ich glaube, da könnten wir gerade in einer prall gefüllten Lehmwoldhalle so einige Teams ärgern. Weiter denke ich momentan nicht.

Mit Deji Adekunle stößt noch ein weiterer Spieler im Saisonendspurt zum Team. Wie schnell lässt sich ein Spieler jetzt noch integrieren?

Keine Ahnung. Wir haben erst einmal mit Deji trainiert. Da machte er spielerisch einen soliden Eindruck. Wie schnell er sich jetzt integrieren kann, Spielsysteme lernt und seine Rolle findet, kann ich nicht voraussagen. Er wirkt sympathisch und scheint vom Charakter in unser Team zu passen.

Ein Wort zu den Fans?

Die Fans in Itzehoe sind toll. Die Halle ist fast immer ausverkauft, und gerade von der Lautstärke könnten sich viele Fangemeinden anderer Vereine etwas abschauen. Da sind wir eindeutig in der Ligaspitze. Dass von besonders engagierten Fans wieder ein Fanclub gegründet wurde, finde ich ebenso positiv. Das erinnert mich an meine ersten drei Jahre in Itzehoe und den „alten Fanclub“ um Julian Jürgens und Co. Die waren damals mit ihren selbstgebastelten Plakaten und Gesängen einmalig in der Regionalliga.

Am Wochenende kommt mit Artland ein Team, gegen das wir in drei Spielen noch nicht gewinnen konnten. Schaut man auf die Tabelle, sieht es eindeutig aus, schaut man auf die Statistik, ist es eher ausgeglichen. Also wieder mal ein enges Spiel?

Wir werden wie immer alles geben. Mal sehen, ob das reicht. Ich wünsche mir einen deutlichen Sieg.

 

Vielen Dank Nick, und viel Erfolg nächstes Wochenende!

Let`s Fly Eagles